GASTBEITRAG — KOLUMNE PORT WERRA
“Altersdoping” an der Werra?
Wenn es nicht um die Sache geht
In der Bürgerwehr Gerstungens rief ihr Führer am 21. April dieses Jahres zu Widerstand und Verteidigung deutscher Interessen am Spielfeldrand auf. Die B‑Jugend einiger regionaler Fußballvereine sei mit brutalen, viel zu alten Spielern fremdländischer Herkunft (unbegleiteten Minderjähriger) gespickt. Das Fußballfeld in Schieflage?
Der Hintergrund. Ein Fußballverein der Region gibt asylsuchenden Jugendlichen die Chance zur Integration. Er baut Brücken zum gegenseitigen Kennenlernen und lässt diese Jugendlichen in seiner B‑Jugend spielen.
Ist diese Bürgerwehr der Sache richtig auf den Grund gegangen? Auf alle Fälle ist es neuer Stoff, um wieder mit Kanonen gegen Fremde zu schießen.
“Die Bürgerwehr als Fußball-Retter gegen die fremden Übergrößen.”
Wie könnte man das anders bezeichnen. Wenn sie nur dumm wären — nein sie sind berechnend und gefährlich mit ihrem wieder und wieder Streuen von Misstrauen und Hass, fern jeglicher verifizierter Faktenlage. Ihr Vorgehen wie immer:
Ein Verdacht — und FEUER!
Der glorreiche Bürgerwehr-Führer, Ex-NPD-Chef und heutige AfD-Steigbügelhalter löst eine wilde Facebook-Konversation in der Gerstunger Bürgerwehr-Gruppe aus — wie so oft. Im Fußball-Spielbetrieb von Jugendvereinen der Region sah er Unregelmäßigkeiten. Er und seine Zöglinge sahen sich gezwungen, einzugreifen.
“Menschen erzieht man sich.
Zum Formen braucht man Werkzeuge.
Das Werkzeug ist die Information.
Wahr oder Unwahr – EGAL!
So sprach der Demagoge im braunen Anzug …
… und setze fort sein Werk.”
Die Ende Mai 2015 “zum Schutz der Bürger Untersuhls und der Ortschaft Gerstungens” gegründete »unpolitische Schutzstaffel« fühlt sich nun berufen zur Expansion. Untersuhl ist zu klein – Gerstungen auch. Laut einem Wortführer gilt es, ob der Fußball-Ungerechtigkeit gegen die Eisenacher Stasi-Mannschaft ins Feld zu ziehen. Ein anderer Herr geifert in der Facebook-Gruppe: “Überall nur Gesindel.”
Die unwürdig enthemmte Diskussion setzt sich bei Ihnen fort mit dem Wunsch nach Zähne-Ausschlagen bei den unbegleiteten Minderjährigen, über den Verdacht auf Spitzel bis zur Wache am Rhein, die man halten sollte. Eigenartige Facebook-Welt, in der sie da leben.
Und ihr Führer gibt seiner Schutzstaffel das Gefühl … „auf in den Kampf zur Verteidigung deutscher Fußballinteressen an der Werra!“
Es spielt keine Rolle, ob die Information verifiziert ist. Ob sie stimmt oder unwahr ist — egal — PUNKT! Das Ergebnis sei entscheidend — sagen sich die Protagonisten der Neu-Rechte. Mit diesem Werkzeug der kalkulierten Information — egal ob falsch oder nur pauschalierend oder richtig – setzen sie die Segel in Richtung der Entmenschlichung. Mit der gezielten Manipulation formen sie sich ihre Untertanen.
Ihre Bauern werden ihnen schon den nackten Arsch wienern.
Primat hat die Erziehung zur deutschen und (ganz wichtig) einer wohlgeformten Überlegenheit. Das ist ihr Ansinnen. Ungeachtet bleibt, welchen Schaden sie wieder damit anrichten. Das war so, als Unterkünfte brannten. Das war so, als Gärten ausgeraubt wurden. Das war so, als seltene Krankheiten auftauchten. Das war so, als Steinewerfer ominöse Reisende attackierten. Überhaupt, das war immer so … ihre Schlussfolgerung jedes Mal:
Die ALLE vom Jenseits des deutschen Wesens, sie seien es gewesen — PUNKT!
Und wer es nicht glaubt, wird zum Teufel gejagt. Soviel zum neuen Anlass im Fressnapf der nimmersatten Schlagzeilensucher »Goecke’scher« Prägung.
Zu »Schutzmaßnahmen« bereite Protagonisten erziehen sich wieder ihre Mitstreiter mit Informationen fern jeder Beweislage. Wann eigentlich lagen sie nicht daneben? Um Letzteres ging es aber nicht. Genauso wenig, wie es ihnen um Fußball geht, bei angeblich überalterten fremdländischen Spielern.
Alles, wie üblich bei den Verkündern rassistischer Ideale.
Eine vorläufige Information beiläufig hingeworfen wie Katzenfutter. Das reicht — und schon dreht sich das Rad der Geschichte. Und — Alles dreht am Rad. Einzig darum geht es!
Die Schuldigen in ihren Augen sind immer die Gleichen. Es sind die Elenden von Kriegen und Armut, die Verlassenen des glorreichen Westens, diejenigen, auf deren Kontinent der Westen seinen Wohlstand begründete.
Sie könnten vom reichen Gabentisch der so deutsch Besessenen ein Blatt zu viel entnehmen.
Wie können die eigentlichen Opfer des westlichen Wohlstands ausschließlich immer die Schuldigen sein? Was für eine geistreiche Frage? Dabei stellt sich diese Frage nur ob der so kalkulierten Denke der intoleranten »PegNPAFD’ler & Schutzstaffeln«.
Wir aber stellen erneut fest: “»Die Opfer der Verkehrsunfälle der Geschichte« — sie werden wieder und wieder durch die mangels an Gehirnmasse Verbrämten von Schutzstaffeln wie selbstverständlich als Täter hingestellt. Sie verurteilen nicht die Raser, sondern die Überfahrenen.
Nichts Neues im Wesen des Genesens. Es geht ihnen nicht um die Sache.
Fortsetzung vom 06.06.2017: Das Bürgerwehr-seitig »geschützte Fußball-Spektakel« zum Jugendspiel zwischen Eintracht Eisenach und Oberellen findet seine Fortsetzung. Der Bürgerwehr-Führer (Ex-NPD-Chef von Eisenach) persönlich berichtet vom Ort des Geschehens in Bild und Text in der Bürgerwehr-Facebook-Gruppe vom Polizeiaufgebot und den seines Erachtens unnötigen polizeilichen Maßnahmen. Er ist noch vor der Polizei vor Ort und übergeht die Tatsache, dass die öffentliche Aufregung wie so oft seiner massiven, verbalen Hetze und intoleranten, fremdenfeindlichen Bürgerwehr-Tätigkeit zu verdanken ist. Wochenlang hatten Mitglieder seiner Bürgerwehr mit fremdenfeindlichen Parolen »Wellen geschlagen«.
NACHTRAG ZUM FUSSBALLSPIEL vom 06.06.2017 zwischen Eintracht Eisenach und Oberellen:
Unter dem Artikel → “Ein Jugendspiel unter Polizeiaufsicht” (TA, 09.06.2017, Mike El Antaki) berichtet die Thüringer Allgemeine über das “Risikospiel” der B‑Junioren, das fair, ohne böse Fauls und ohne Zwischenfälle verlief. Beide Vereine hätten nach dem Spiel intensiv miteinander gesprochen und konnten so einige Dinge ausräumen. Man trennte sich ohne bestehende Differenzen.
Trotzdem herrschte nicht nur Friede. Eintrachts Vereinsvorsitzender Volker Schrader: “Auf dem Platz war alles okay, aber von draußen gab es leider ein paar blöde Sprüche.” Obwohl das Spiel sehr kurzfristig angesetzt wurde, waren unter den Zuschauern Mitglieder der Bürgerwehr. Deren dumpfe Äußerungen sorgten für Kopfschütteln. Auch bei Eltetals engagiertem Jugendleiter Dieter Schmiedl: “Für das Benehmen dieser Leute kann ich mich nur entschuldigen. Was die von sich geben, ist nicht die Meinung des FC Eltetal”.
Die TA setzt fort: “Da passte es gut, dass Thomas Kulb vom Landessportbund angereist war. Er leitet das Projekt “Sport zeigt Gesicht”, womit demokratiefeindlichen Tendenzen im Sport auf lokaler Ebene entgegengewirkt werden soll. Wie es geht, haben die jungen Kicker von Eltetal und Eintracht vorgemacht. Fußball bringt Menschen eben oft gegeneinander auf, aber er bringt sie auch zusammen.”
Da waren Sie wieder — die fremdenfeindliche Bürgerwehr aus Gerstungen in Aktion! Ihr Schema wie immer: Wellen schlagen, Funken entfachen, Wind machen, Puschen bis zum Abwinken — wenn einer absäuft oder wenn’s brennt, rennen sie von Dannen.